Seit 100 Jahren besteht die Staatliche Dombauhütte in Regensburg

Denkmalpflege wie im Mittelalter

REGENSBURG (pdr/sm) – Vor rund 100 Jahren, am 8. November 1923, entstand die Regensburger Dombauhütte im Domgarten direkt hinter dem weltbekannten gotischen Bauwerk. Zum ersten Mal seit dem Mittelalter war somit eine Einrichtung geschaffen, die die ständige Pflege eines Dombauwerks zur Aufgabe hatte. Erst rund 50 Jahre zuvor fanden intensive Bauarbeiten am Regensburger Dom statt. König Ludwig I. hatte den Anstoß gegeben, die bisher 105 Meter hohen, unvollendeten Domtürme um etwa das Doppelte zu erhöhen, mit dem Dom zu Köln als Vorbild. Als die einzelnen Bauunternehmer nach diesem Unterfangen 1869 wieder abreisten, war die Kathedrale weitestgehend ohne Pflege.

Zu diesem Zweck wurde die Regensburger Dombauhütte am 8. November 1923 gegründet. Zu der Zeit war es üblich, dass Bauleiter umherreisten, um Bauwerke zu errichten. Die gotische Bauweise des Doms machte es erstmals möglich, dass einzelne Bauelemente, wie etwa die Steine für Mauern oder Säulen, nahezu industriell nach den vorgegebenen Maßen gefertigt werden konnten. Dies legte nahe, das Fachpersonal, das bereits Expertise in dieser Fertigung hatte, nicht weiter umherreisen zu lassen, sondern vor Ort zu behalten, um das Bauwerk stetig zu pflegen. Und so steht die Dombauhütte nun schon seit 100 Jahren direkt neben dem Regensburger Dom.

Einleitend zum Jubiläumjahr ist am Eingang zur Werkstatt eine Infotafel aufgestellt worden. Auf dieser Tafel ist ein 24-teiliger Zeitstrahl mit kurzen Texten und Bildern abgebildet, der die wichtigsten Ereignisse, Projekte und personellen Veränderungen rund um die Staatliche Dombauhütte Regensburg dokumentiert. 

Ein besonders erwähnenswerter Abschnitt auf dem Zeitstrahl ist beispielsweise die rasche Aufnahme der Arbeit am Dom bereits im Jahr 1924. Der Zustand des Bauwerks ließ keine ausführliche Bestandsaufnahme und Planung zu, weshalb die Steinmetze sofort mit ihrer Arbeit begannen. Des Weiteren waren nach dem Zweiten Weltkrieg dringende Reparaturen an einem der Türme notwendig, da dieser von einem Bombensplitter getroffen worden war. Dazu wurde mit Splitt­beton gearbeitet, um die Bausubstanz zu erhalten und zu rekonstruieren. Dieser Trend blieb jedoch die Ausnahme. Heute wird ausschließlich mit Naturstein gearbeitet, der auch zum Bau des Regensburger Doms zum Einsatz gekommen ist. Auch der Beginn einer Archivierung der Unterlagen zu allen Arbeiten im Jahr 1985 war ein wichtiger, zukunftsweisender Schritt. Dadurch kann sich auch in den nächsten 100 Jahren jeder Dombauhüttenmeister ein genaues Bild davon machen, was bereits am Dom getan wurde.

Eine der wichtigsten Errungenschaften der Dombauhütte in den letzten Jahren ist zweifelsohne die Aufnahme in das internationale Register des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO. Zusammen mit 17 europäischen Dom- und Münsterbauhütten gelang dieser Schritt aufgrund der Fähigkeit, alte Handwerkstechniken über Generationen weiterzugeben und diese mit neuen Erkenntnissen aus der Forschung ­innovativ zu kombinieren.

Um das Jubiläumsjahr gebührend zu feiern, sind noch mehrere Termine und Aktionen geplant. Dazu gehören ein Festakt Mitte September, ein Tag der offenen Hütte am 17. September anlässlich des Tags des offenen Denkmals und eine Ausstellung vom 14. September bis zum 15. Oktober, zu der voraussichtlich auch die Dombauhütte besichtigt werden kann.

03.05.2023 - Bistum Regensburg , Festjahr